Verwendbarkeit und Wahl verschiedener Objektivtypen







Für Architekturaufnahmen sind in der Regel nur symmetrische Objektive bester Korrektur zu brauchen; wegen der oft geringen Abstände, die zur Verfügung stehen, in Innenräumen, sind zuweilen Weitwinkelobjektive nicht zu entbehren. Zur Aufnahme von Einzelheiten entfernter Bauwerke (Statuen, Säulenkapitäle usw.) leistet oft ein Fernobjektiv sehr gute Dienste (vgl. Bild 12).
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Für
Reproduktionszwecke sind nur beste Objektive
verwendbar, meist solche von langen Brennweiten;
die Lichtstärke spielt keine so große
Rolle, wohl aber die Ebnung und Farbenfreiheit
des Bildes.
Größere
Lichtstärken des Objektivs haben den
Vorteil, dass sie uns vom Licht unabhängiger
machen; man wird zwar auch das lichtstarke Objektiv
meist so weit abblenden, wie es Verschlussgeschwindigkeit
und Licht erlauben, um hinreichende Schärfentiefe
zu bekommen; ist aber das Licht schlecht, so arbeitet
man mit größter öffnung, darf
dann freilich keine große Schärfentiefe
erwarten und auch keine geschnittene Schärfe
überhaupt, wenn man mit langen Brennweiten
arbeitet.
In
manchen Fällen ist eine große Schärfentiefe
ein Nachteil, kein Vorteil, und daher ein
besonders lichtstarkes Objektiv (F:3 bis F:4)
unbedingt vorzuziehen; so bei Bildnisaufnahmen,
die mit einem Objektiv größerer öffnung
plastischer werden, einerseits deshalb, weil dieses
gewissermaßen stereoskopisch zeichnet (vgl.
S.
82) und mehr Rundung gibt, anderseits
weil die geringe Schärfentiefe die hinteren
Kopfpartien und den Hintergrund durch die geringere
Schärfe zurücktreten lässt; ferner
bei manchen Aufnahmen von Naturobjekten, so z.B.
Blumen, weil hier eine geringe Schärfentiefe
den scharf eingestellten Hauptgegenstand scharf
aus der unscharfen Umgebung im Hintergrunde hervortreten
lässt.
Lichtflecke sind ein Fehler, der bei allen Formen der Objektive
(keinesfalls nur, wie oft fälschlich behauptet
wird, bei unverkitteten) vorkommen kann, je nach
Ausführungsart und Verwendung des Objektivs.
Bild 49 stellt dar, wie durch Reflexion des Lichtes
an den Innenflächen des Objektivs ein Lichtfleck
zustande kommt. Bei richtiger Konstruktion des
Objektivs wird der Lichtfleck in allen normalen
Fällen unmerkbar sein, aber auch beim besten
Objektiv wird in gewissen Fällen (z.B. Aufnahme
direkt gegen die Sonne oder eine andere grelle
Lichtquelle) ein Lichtfleck zum Vorschein kommen
können.
Objektivfassungen

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Für
Projektionsobjektive (vgl. S.
125) verwendet man gern Wechselfassungen
(Bild 52), bei denen jedes Objektiv in
eine zylindrische Röhre (Bild 53)
gefasst ist; verschieden solcher, stets
gleich großer Röhren lassen
sich nach Belieben in die mit Zahntrieb
versehene eigentliche Fassung einschieben,
so dass man leicht und rasch beliebige
Brennweiten anwenden kann.
Um
Objektive verschiedenen Durchmessers an
derselben Kamera verwenden zu können,
verwendet man entweder eine Reihe von
Objektivbrettern (das ist jener Teil vorn
an der Kamera, an dem das Objektiv angeschraubt
ist), deren jedes einen Objektivring von
passender Größe trägt.
Ferner kann man nur ein Brett mit einem
Ring und Zwischenringe für die kleineren
Objektive verwenden, und endlich statt
dessen einen Universalobjektivring (Bild
54) benutzen, in dem Objektive verschiedener
Größen durch Backen gefasst
werden und der lichtdichte Abschluss durch
eine irisblendenartige Einfassung bewirkt
wird.
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II. Die Gelbscheibe.

*Als Gelbfilter kommen in Verwendung:
- 1.
Flache Glasgefäße (Kuvetten), gefüllt mit geeigneten Farbstofflösungen; sie kommen nur für wissenschaftliche und Reproduktionszwecke in Betracht.
2.Genau planparallel geschliffene Platten aus einem besonderen, in der Masse gelb gefärbten Glase. Wegen des Materials und der Arbeit sind sie nicht billig. Bis vor kurzem gab es nur Gläser von mangelhafter, bräunlicher Färbung, die nicht nur blauviolette Strahlen, sondern auch gelbgrüne verschluckten und dadurch die Belichtungszeit unnütz verlängerten. Die neuen Gelbgläser von Schott- (Zeiß-) Jena sind frei von diesem Fehler.
- 3.
Ebensolche Platten aus klarem (weißen) Glase, überzogen mit einer gefärbten Gelatine- oder Kollodiumschicht; zur Not kann man auch gewöhnliche dünne Gläser, z.B. von Diapositivplatten verwenden. Diese Gelbfilter verschlechtern manchmal etwas die Leistung des Objektivs, sind aber leicht in korrekten Färbungen herzustellen und billig, daher für die Praxis sehr gut geeignet. Zu ihrer Herstellung gibt König folgende Vorschrift:
-
1 g Rapidfiltergelb wird in 200 ccm destillierten Wasser gelöst; ferner werden 18 g reinste Gelatine in destilliertem Wasser geweicht, geschmolzen und dann auf 300 ccm verdünnt. Man stellt dann folgende Lösungen her, die vor dem Gießen zu filtrieren sind:
a)Gelatinelösung
100 ccm b)Gelatinelösung
100 ccm Filtergelblösung2,5 ccm Filtergelblösung100 ccm Wasser17,5 ccm Wasser10 ccm c)Gelatinelösung
100 ccm Filtergelblösung20 ccm
Man überzieht nun 3 Stück Spiegelglasplatten mit diesen Farbgelatinen (auf 100 qcm Plattenfläche 7 ccm Farbgelatine, also auf eine 9x12-Platte etwa 8 ccm) und erhält so einen Satz von drei verschiedenen Gelbfiltern.

Es lassen sich so Gelbscheiben verschiedener Intensität herstellen. Im allgemeinen wird man vorziehen, gefärbte Gelbscheiben fertig im Handel zu beziehen. Ausgezeichnet haben sich u.a. die spektroskopisch geprüften Lifalichtfilter von A. Schäfer (früher K. Sill) Augsburg bewährt, die in verschiedenen Ausführungen und für die verschiedenen Zwecke nach eigenen Vorschriften und solchen von Dr. König und von Hübl gefertigt werden. In einem besonderen Lifalichtfilter-Handbuch macht diese Firma übrigens beachtenswerte Angaben über Arten und Anwendungsweise der Filter und gibt auch die Verlängerungsfaktoren für die Belichtung mit verschiedenen Platten- und Filtersorten an.
- 4.
Farbige Gelatinefolien, die etwa die gleiche Leistungsfähigkeit wie unter 3 beschriebenen Filter aus gelatinierten Glase besitzen, aber nur fertig bezogen werden können (speziell das Fabrikat der Hanauer Filter- und Folienwerke, Hanau a.M., ist hervorzuheben). Sie weisen außerordentlich gute und gleichmäßige Färbungen und zahlreiche Abstufungen auf; man verwendet sie entweder frei beim Objektiv oder bei der Platte oder besser (da sie sonst bald verdorben sind), indem man sie zwischen zwei blanke Glasplatten legt und diese an den Rändern mit Papierstreifen verklebt.
*Der Anfänger möge die kleiner gedruckten Textteile vorerst überspringen.
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Die
Einschaltung der Gelbscheibe geschieht entweder
vor dem Objektiv oder hinter dem Objektiv oder
vor der Platte. Die ersten beiden Einschaltungen
sind die gebräuchlicheren; sie erfordern
Scheiben geringerer Größe, aber von
höchster Gleichmäßigkeit. Vor
dem Objektiv eingeschaltet hat die Gelbscheibe
praktisch keinen Einfluss auf die Einstellung,
hinter dem Objektiv rückt sie das Bild um
etwa 1/3 ihrer Dicke weiter vom Objektiv ab, was
bei Einstellung ohne und Aufnahme mit Gelbscheibe
beachtet werden muss. Zweckmäßig ist
es, wenn die Gelbscheibe hinter dem Objektiv angebracht
wird, die Scharfeinstellung des Bildes
mit Einschaltung der Gelbscheibe vorzunehmen.
Alle
optischen Anstalten fabrizieren spezielle Gelbscheibenringe
zum Aufschrauben vorn am Objektiv. Man hat auch
Gelbscheibenhalter, die durch federnde Klemmfassungen
eine Befestigung an Objektiven verschiedener Größe
zulassen (Abb. 55); diese Halter werden auch ohne
Scheibeneinsatz geliefert, so dass Filter je nach
Wahl eingefügt werden können.
In
der Praxis weisen viele dieser Gelbscheibenhalter
Mängel auf, und es ist oft vorzuziehen, sich
aus dünner Pappe, für jedes Objektiv
passend, selbst einen Halter zum Anstecken herzustellen,
eine Arbeit, die jeder auch nur ein wenig Gewandte
nach einigen Versuchen leicht ausführen kann.
Wer es nicht trifft und die Kosten nicht scheut,
kauft am besten die unter 2 beschriebenen Massivscheiben
in besonderer Fassung, die zu jedem Objektiv passend
geliefert werden.
In
bezug auf die Stärke der Färbung unterscheidet
man Kompensationsfilter, das sind solche,
welche die übermäßige Wirkung
des Blau und Violett dämpfen (beim Aufnehmen
mit farbenempfindlichen Platten, siehe S.
56), also die verschiedene Wirkung
der Strahlen auf die Platte ausgleichen, und Kontrastfilter,
das sind solche, die gewisse Farbenregionen photographisch
stärker hervortreten lassen resp. gewisse
Farbenregionen gänzlich unterdrücken
(z.B. in der Dreifarbenphotographie, seltener
bei gewöhnlichen Aufnahmen, etwa im Hochgebirge,
wo sie leicht übertriebene Wirkungen geben).
Um
den Himmel mit dem dunkleren Landschaftsvorder-
und Mittelgrund in besseren Einklang zu
bringen, resp.um eine überlichtung
des Himmels zu vermeiden, der sich in
einer mangelhaften Wiedergabe der Wolkenpartien
äußert, benutzt man neuerdings
auch abgetönte Gelbscheiben mit allmählich
(Abb.55) oder auch steil verlaufender
Dichte. Diese werden vorn am Objektiv
in besonderer Fassung aufgesetzt.. Die
Scheiben selbst sind nach oben und unten
verschiebbar, so daß die Partie
des Himmels mit mehr hellerer und dunklerer
oder auch keiner Gelbscheibentönung
je nach Bedarf exponiert werden kann.
Welche
Art Gelbscheibe am besten am Platze ist, hängt
nicht allein von den Farben und von der Beleuchtung
des Aufnahmegegenstandes ab, sondern auch von
der Qualität der vorliegenden farbenempfindlichen
Platte. Daraus folgt, daß man sich für
seine Zwecke die bestgeeigneten Filter durch praktische
Versuche ausprobieren muß. Die Angaben,
die betreffs der Verlängerung der Belichtungszeit
durch die Gelbscheibe in den Katalogen der optischen
Anstalten usw. verzeichnet sind, sind Durchschnittswerte,
die für viele Fälle allerdings ausreichend
sind. Die alten, bräunlichgelben Massivglasfilter
verlängerten die Exposition unnötigerweise
auf das 6- bis 10fache, die modernen Filter aus
den neuen Gläsern oder mit gefärbten
Gelatineschichten gehen schon bei Verlängerung
der Belichtung auf das Doppelte bis Dreifache
den gleichen Effekt, stärkere Filter sind
in normalen Fällen nicht nötig, nur
bei gewissen ganz besonderen schwierigen Hochgebirgsaufnahmen
und Gemäldereproduktionen.
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© Thomas Gade

